
TONGEBIET
präsentiert
Made Up Mind
vonTedeschi Trucks Band
Das Cover des zweiten Studioalbums der „Tedeschi Trucks Band“ zeigt einen riesiges Bison und eine Dampflock aufeinander zurasen, eine Hundertstel vor dem Crash. Doch auch wenn die Kräfteverhältnisse eindeutig scheinen, hat man das optimistische Gefühl, dass diesmal der Büffel die Oberhand behält. Die Natur siegt über die Technik – so ist es irgendwie auch bei Trucks und Tedeschi. Der 34-jährige Gitarrist, der schon mit 13 Jahren mit den Allman Brothers unterwegs war, zählt zweifelsfrei zu den versiertesten Saitenmännern der Gegenwart. Im letzten Jahr wurde er von einer Fachjury der amerikanischen Rolling Stone Magazins auf Platz 16 der besten Gitarristen aller Zeiten gewählt.
Dabei hat er viele seiner Vorbilder hinter sich gelassen. Trucks hat mal erklärt, dass Effektgeräte für ihn nur faule Ausreden sind. Nicht erst seit sich das Musikerehepaar in Jacksonville ein eigenes Studio gebaut hat, setzen die beiden auf analog. Und so kling nun auch „Made Up Mind“ warm und organisch. Selten zuvor – sieht man mal von The Band und Little Feat ab – gab es eine Band die mit einer solchen Selbstverständlichkeit die unterschiedlichsten amerikanischen Musiktraditionen verschmelzen ließ. Jazz, Soul, Blues, Southern- und Swamp-Rock und Country verschmelzen im Groove der elfköpfigen Formation.
Gradlinige Soul-Rock-Nummer
Der Titeltrack und Opener ist eine gradlinige Soul-Rock-Nummer, die an Delaney & Bonnie, ein anderes Traumpaar des Rock‘n‘Roll erinnert. „Idle Wind“ wirkt luftig leicht und zeichnet sich durch wundervolle Bläserarrangements und eine verspielte Querflöte aus. „Misunderstood“ kommt extrem funky daher und die Ballade „Sweet And Low“ist bester Southern-Soul. Beim Gospel “It‘s So Heavy” sorgen Kofi Burbridges Hammond B3 Orgel, Susans Gesang und Dereks singende Slide abwechselnd für eine Dauergänsehaut, während das großartige „The Storm“ mit zunehmender Dauer zu einem Jam-Hurricane wächst. Herzstück der Platte ist „Part Of Me“, ein Gesangsduett von Susan Tedeschi und dem Posaunisten Saunders Sermons – eine Hommage an die große Zeit der Muscle Shoals Produktionen.
Bei aller Vielfalt zieht sich der gute, alte Memphis Soul wie ein roter Faden durch das Album. Kein Wunder, denn das ist der Sound den Truck seit frühster Kindheit eingeatmet hat. Der legendäre, mit 25 leider viel zu früh verstorbene Duane Allman, zu dessen einzigem legitimen Nachfolger Derek Trucks erklärt wurde, hat bei vielen Aufnahmen von Aretha Franklin, Wilson Pickett oder Boz Scaggs Gitarre gespielt. Kein Wunder also wenn sich auch Derek in dieser Tradition sieht. Susan Tedeschi und Derek Trucks waren jeweils mit ihren eigenen Bands mehrmals für den Grammy nominiert.
Obwohl sie schon seit zwölf Jahren verheiratet sind, ließ die musikalische Hochzeit zehn Jahre bis zum Album „Revelator“ auf sich warten. Seitdem sind sie als Team mit ihrer Band unschlagbar. Es fällt nicht schwer zu prophezeien wer im kommenden Frühjahr die Preise für das beste Roots-Album abräumt. Live ist das 11-köpfige Team noch besser. Wer die Chance hat die Band einmal Live zu erleben ist verzückt.
Termin im TONGEBIET:
23. April 2014 | E-Werk in Köln, Schanzenstraße 36, Köln.
TEDESCHI TRUCKS BAND
„Made Up Mind“
(Sony/BMG)
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