Vom Kofferträger zum Konzertpapst - Fritz Rau gestorben
Er hat die ganz Großen im Musikgeschäft über viele Jahrzehnte nach Deutschland geholt. Die Rolling Stones, Santana, Tina Turner, Madonna, Bob Dylan, Ella Fitzgerald oder auch Eric Clapton. Er kannte alle, aber sie kannten und schätzten ihn auch: Fritz Rau. Er erfand neue Formate, veranstaltete die ersten Open-Air-Konzerte der Republik. Er galt, neben Marek Lieberberg, als bedeutendster Konzertveranstalter des Landes. Im Alter von 83 Jahren ist der gelernte Jurist am 19. August 2013 in der Nähe von Frankfurt gestorben.
Es sei sein Traumberuf gewesen, der des Konzertveranstalters, erzählte er noch vor wenigen Jahren bei der Präsentation seines Buches „50 Jahre Backstage“ im Casino Hohensyburg. Und so könne er auf ein bewegtes Leben blicken. In seiner ihm so eigene Bescheidenheit bezeichnete er sich stets als „Konzertkartenverkäufer“, während er für viele Weltstars „der“ deutsche Konzertveranstalter ist. Und sie schätzten ihn. So auch Mick Jagger. Immer zu seinem Geburtstag rief der Rolling Stone an und gratulierte. „Ich weiß noch“, so berichtet Rau, „wie ich meinen Geburtstag einmal bei meinem Lieblingsitaliener feierte. Und der kam dann auf einmal an und sagte: , Du, Fritz, da ist einer am Telefon, der will Dich wohl ärgern, denn er sagt, er ist Mick Jagger.’“ Aber er war es und gratulierte.
Gerne erinnerte sich Fritz Rau an sein erstes Konzert, damals 1955 mit der Jazzikone Albert Mangelsdorf, das er mit geliehen 5000 DM veranstaltet. Auf seiner Lese-Tour erzählt er, wie er damals durch Heidelberg gezogen war, um Tickets zu verkaufen, wie er Bäcker und Metzger „erpresst hat“, um Plakate aufzuhängen. „Das Konzert“, sagt er voller Stolz, „war ausverkauft.“ Sein späterer Freund und Kompagnon Horst Lippmann hatte ihn damals bei der Arbeit für das Konzert gesehen und habe ihn zunächst „als Kofferträger“ engagiert, wie Rau sagte. 1962 hat er ihm dann die Partnerschaft in der Agentur „Lippmann und Rau“ angeboten. „Sie war künstlerisch, beruflich und politisch meine Heimat“, so Rau.
1970 organisierte Rau die erste Rolling-Stones-Tournee in Deutschland. Später kamen Jimi Hendrix, Madonna, Eric Clapton, Bob Dylan und viele deutsche Stars wie Udo Lindenberg oder Peter Maffay dazu. 2004 zog er sich aus dem aktiven Geschäft zurück und schrieb ein Buch über sein aufregendes Leben mit den Stars („50 Jahre Backstage“). Seinen 80. Geburtstag feierte er mit 2500 Gästen und vielen prominenten Gratulanten aus der „Fritz Rau-Familie“ in der Frankfurter Alten Oper. Wolfgang Sandner, der Laudator des Abends, würdigte die besondere Menschlichkeit Raus im „Haifischbecken“ des Showgeschäfts: „Er ist nie selbst ein Haifisch gewesen. Aber er war so clever wie ein Haifisch.“
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