Garland Jeffreys

Garland Jeffreys - Mehr als nur ein Matador

Mit dem Reggae-Song „Matador“, dem groovendem „Hail, Hail Rock‘N‘Roll” und dem Rocker „Wild In The Streets“ landete der New Yorker Garland Jeffreys drei große Charts-Erfolge. Alben wie „Ghostwriter“ oder „Don‘t Call Me Buckwheat“ gelten als Meisterwerke und trotzdem ist der Multi-Kulti-Musiker mit afro- und euro-amerikanischen Vorfahren und Wurzeln auf Puerto Rico und bei den Cherokees immer irgendwie ein Musicians Musician geblieben. Die Rolling Stones luden ihn 1981 auf ihre US-Tour ein und Stars wie Bruce Springsteen, Lou Reed, Dr. John oder John Cale zählen zu seinen besten Freunden. Nach langer Baby-Pause – Jeffreys wurde mit über 50 Vater – feierte Jeffreys vor zwei Jahren mit dem Album  „The King Of Between“ ein vielbeachtetes Comeback. Mit dem neuen Album „The Truth Serum“ im Gepäck kommt der großartige Sänger und Songschreiber nun auf Deutschlandtournee, die den 70-Jährigen am 13. Oktober 2013 auch ins TONGEBIET führen, ins Musiktheater Piano. Vorab sprach TONGEBIET mit Garland Jeffreys über das neue Album, alte Freunde, Präsident Obama und die Babypause.

Im September erscheint Dein neues Album „The Truth Serum“. Das Titelstück ist ein klassischer Blues-Song, untypisch für Deinen Songkatalog.

Garland Jeffreys: Ich glaube, „Truth Serum“ ist mein bestes Album bis dahin. Mein musikalisches Interesse ist nicht statisch und ich liebe den Blues so wie ich alle anderen musikalischen Richtungen liebe. Weil ich jetzt älter bin, reflektiere ich mein Leben, das Böse, das Gute und das Hässliche vielleicht in dieser Art. Ich habe meine Geschichte immer irgendwie als Blues erzählt. Wie ein Blues-Mann, allerdings ohne den typischen Blues-Dialekt. Vor Jahren habe ich mal Skip James „Washington DC Hospital Blues“ für Wim Wenders aufgenommen. Er hat sich die Version für seinen Film „The Soul Of A Man“ gewünscht. Das war ein richtiger Blues-Klassiker.

Auf dem Album sind wieder zwei Reggae Tracks. „Matador“, Dein größter Hit in Deutschland, ist ein Reggae-Klassiker. Woher kommt die Reggae-Faszination?

Garland Jeffreys: So um 1969 habe ich in einem New Yorker Fitnessstudio ein Song von den Heptones gehört. Ich hab mich sofort in diese Art Musik verliebt. Diese Mischung aus Musik und einer fantastischen Botschaft über den Kampf und die Suche nach Harmonie und Gerechtigkeit hat es mir sofort angetan. Der Gesangsstil lag mir sehr nahe, die Botschaft vom Kampf gegen Unterdrückung sowieso. Auf dem neuen Album ist mit „Dragons To Slay“ wieder so ein Song. Mit dem bin ich besonders zufrieden.

„Ich weiß nicht, ob ich einen Lieblingssong habe“

Was ist Dein Lieblingssong des Albums?

Garland Jeffreys: Ich weiß nicht, ob ich einen Lieblingssong habe, aber It‘s What I Am“ war das erste Stück, was ich in Brooklyn mit Steve Jordan, Larry Campbell, Duke Levine und Zev Katz aufgenommen habe. Es hat einen Blues-Charakter, ist aber eine Art Folk-Song. Eine sehr zu Herzen gehende Angelegenheit. Im Übrigen haben wir das ganze Album wirklich in einem Take eingespielt. Jeder Track passte wirklich beim ersten Mal. Das war unglaublich! Ich habe das schon oft versucht, aber wir haben es auf den früheren Alben maximal in 50 Prozent der Fälle mit dem ersten Take geschafft. Diesmal waren es wirklich 100 Prozent. Es ist also ein wirkliches Live-Album, Live im Studio! Blues Serum bezeichne ich deshalb den tiefen Blick auf die Wirklichkeit.

Du hast  Larry Campbell von Bob Dylans Band, Steve Jordan und die anderen großartigen Studiocracks erwähnt. Gehören die alle auch zu Deiner Tour-Band?

Garland Jeffreys: Nein, ich spiele mit Tom Curiano am Schlagzeug, Adam Roth an der Gitarre, Charles Roth sitzt an den Keyboards und Brian Stanley spielt Bass. Alle auch Klasse!

Du bist immer auch ein sehr politischer Sänger gewesen. In wie weit bist Du als Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln bislang mit der zweiten Amtszeit von Präsident Obama zufrieden?

Garland Jeffreys: Ich habe schon damals gedacht, dass es besser gewesen wäre, wenn erst Hillary für die Demokraten ins Amt gewählt worden wäre und Obama darauf gefolgt wäre. Ich mag Obama, aber er hat gegen einen unglaublichen hartnäckigen rechten Flügel zu kämpfen. Es ist eine unglaubliche, fast unlösbare Herausforderung und es ist schwer zu sagen, ob andere die Situation besser meistern würden. Der erste afro-amerikanische Präsident zu sein, ist eine zusätzliche Herausforderung und Bürde.  Alles in Allem bin ich zufrieden, ich bedauere nur, dass ihm immer nur Hindernisse in den Weg geräumt werden, beim Versuch die dramatischen Änderungen durchzuführen, die wir alle brauchen.

Stimmt es, dass Du mit Lou Reed und Felix Cavaliere von The Rascals zusammen auf der High School warst? Hast Du da noch Kontakt?

Garland Jeffreys: Nein, nicht auf der High School. Wir waren zusammen auf der Syracuse Universität. Mit Lou habe ich immer noch den meisten Kontakt. Wir waren erst in der letzten Woche zusammen im East Village japanisch essen. Sehr lecker!

 „Mit Buce Springsteen bin ich eng befreundet“

Habt ihr damals auch zusammen Musik gemacht?

Garland Jeffreys: Obwohl ich immer gesungen habe, war ich in der Zeit in keiner Band. Ich habe erst nach dem Studium ernsthaft begonnen, Musik zu machen.

Auf Deiner Homepage gibt es eine Menge Fotos von Dir zusammen mit Bruce Springsteen. Seid ihr gut befreundet?

Garland Jeffreys: Wir haben uns Anfang der 70-er  Jahre in New York City kennengelernt. Seitdem sind wir über all die Jahre gute Freunde. Er ist immer noch ein großartiger Typ, sehr großzügig im Geist und sehr, sehr ehrlich und zuverlässig. Wir spielen fast in jedem Jahr im Januar in Asbury Park auf den Light Of Day Benefiz-Konzerten.

Als Dein Album „American Boy & Girl” erschienen ist, habe ich häufig Tapes zugestellt, auf denen hintereinander Bruce‘s „New York City Serenade”, Lo Reed‘s „Coney Island Baby” und Dein „City Kids” zu hören waren. Meiner Meinung nach eine grandiose New York Trilogie. Spiegelt sich davon noch irgendetwas im heutigen New York wieder?

Garland Jeffreys: Absolut. Das sind wirkliche New York Songs. Egal wie sich die Stadt wandelt, egal wie man sie aufmotzt und mit Luxuswohnungen bestückt, hoffe und glaube ich, dass immer auch die etwas düstere, ungeschminkte Seite bestehen wird. Die Gesamtheit ist das, was diese Stadt so groß macht.

Wie wichtig ist Dir diese Stadt?

Garland Jeffreys: NEW YORK CITY IST MEIN LEBEN! Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, mal woanders zu leben, kann ich mich dort nicht vorstellen. Manchmal glaube ich NYC ist Teil meiner DAN. Die wird man ja auch nicht einfach los. Du blühst in ihr auf. Jedesmal wenn ich vom Flughafen mit dem Taxi in die Stadt fahre, geht mir das Herz auf, wenn ich die Skyline sehe.

Bevor Du vor zwei Jahren „King Of In Between” aufgenommen hast, gab es eine ganz lange Pause. Viele dachten schon, Du hättest Dich ganz aus der Musik zurückgezogen. Gab es einen Grund für die Pause?

Garland Jeffreys: Ein Grund war, dass ich sehr spät noch Vater geworden bin und ich wollte der Typ von Vater sein, den ich nie gehabt habe. Einer, der sich kümmert. Ein anderer Grund war, dass ich vom Musikgeschäft und den Mechanismen und Herausforderungen müde war. Also einfach mal eine Pause machen. Irgendwann bin ich dann wieder in kleinem Rahmen aufgetreten und habe es genossen. Dann fängt man wieder an zu schreiben, Und dann denkt man darüber nach, eine Platte bei einem Indepentent Label zu  machen. Das Leben bietet einige lustige Wendungen. Manchmal gibt es die dann auch zur richtigen Zeit. Wenn ich nicht so lange Pause gemacht hätte, dann hätte ich vielleicht jetzt nicht so viel Spaß wie zur Zeit.

Termin im TONGEBIET:

13. Oktober 2013 | Musiktheater Piano,  Lütgendortmunder Straße 43, Dortmund

Einlass: 19 Uhr

Tickets: VVK 25 Euro | AK 29 Euro

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