Maite Kelly - Zwei Stunden ganz nah bei ihren Fans
Im Fernsehen war sie Dauergast. Etwa bei „Let’s Dance“. Oder auf der Musical-Bühne mit Hairspray. „Da bin ich euch doch auf den Keks gegangen?“, vermutete sie am Mittwochabend im TONGEBIET - Musiktheater Piano - genau dort, wo sie einfach hingehört: Auf eine Bühne - mit ihren Songs, mit ihrer Musik und ihrer fantastischen Stimme. Und dazu hatte sie noch die passende Band in ihrem Rücken.

Klar, die Bürde Kelly Family ist groß. Und sie stellt die Sängerin Maite Kelly gleich in eine bestimmte Ecke. Schubladendenken. Doch aus dieser Schublade ist sie längst herausgesprungen, ist erwachsen geworden. Und sie hat mit dem aktuellen Album überrascht, das Bilder einer Frau zeichnet, die viele Leute nicht gekannt haben. Doch es lohnt sich, diese Seiten kennenzulernen.
Sie ist in den Medien präsent, nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie steht zu ihrer Meinung und auch zu ihren kleinen Schwächen. Und sie sucht auch am Mittwoch direkt den Kontakt zum Publikum. Sie plaudert munter drauf los mit ihren Fans, die nicht gekommen sind, weil da Kelly in ihrem Namen steht. Sie wollen diese Powerfrau hören, sehen – einfach erleben. Schlagfertig ist sie, zeigt ihre eigene Art von Humor, ohne verletzend zu sein – und sie kann über sich selbst lachen. Hier und da hätte man sich jedoch mehr Musik, weniger Plaudern gewünscht.
Der große Traum vom Song-Schreiben
Und hier auf der Bühne kann sie nach einigen Umwegen endlich ihren großen Traum verwirklichen, „den Traum für mich und andere Songs zu schreiben“, erklärt sie ihrem seligen Publikum. Dabei war, wie sie gesteht, ihre Achtung vor der deutschen Sprache anfangs zu groß. Dabei war Maite mit ihren selbst geschriebenen Songs bei der Kelly Family sehr erfolgreich. Beim Treffen mit Götz von Sydow überzeugte er sie vom Gegenteil. Als sie „Du weißt nicht was es heißt“ anspielte, war sie baff, als sie den Produzenten mit Tränen in den Augen sah, erzählt sie. Gut, dass der erfahrenen Produzent an sie geglaubt hat und mit ihre zusammen die 14 Songs auf „Wie ich bin“ geschrieben hat.
Ihre Stimme samtig, und dann von einer auf die andere Sekunde ruft Maite Kelly eine ungeheure Kraft ab. Hier und da spielt sie mit Jazzelementen, um dann gleich darauf den Soul und den Blues aus ihrer Stimme zu holen. Eigenschaften, die sie auf ihrer aktuellen CD „Wie ich bin“ nur andeutet, doch hier auf der Bühne kann sie das voll aufleben lassen und rausholen, was die Stimmbänder hergeben. Und dazu die Band, mal sanft im Hintergrund agierend, mit akustischer Gitarre oder den Rhythmus mit Klatschen oder Fingerschnippen angebend. Und dann bei „What Have I Done“ rockt die Band mächtig los. Und mit ihrer Stimme bietet sie ihren vier Jungs dann spielend leicht Paroli.

Natürlich stehen die witzig, teils frechen und hintersinnigen Songs ihres aktuellen Albums im Vordergrund, in die sie auch viel Autobiografisches eingebaut hat. Doch greift die 33-Jährige auch auf Material zurück, das sie im zarten Alter von 13 Jahren für ihre Geschwister geschrieben hat. Voller Emotionen das Stück „Roses of Red“, eines der erfolgreichsten Stücke der Musikerin. Und da ihre Schwester fehlt, die mit ihrer Sopranstimme immer einen Part des Songs gesungen hat, springt zur Überraschung des Publikums Gitarrist Olaf ein. Wow!
Sie scheint in sich zu ruhen und Kraft durch ihre Familie (ihr Mann Florent war im Publikum – von Köln ist’s ja nur ein Katzensprung nach Dortmund) zu schöpfen. Und sie ist in den zwei Stunden voll und ganz für ihre Fans da – sehr nah, unmittelbar und offen. Kein überbordender Glamour. Und in ihren Fans hat sie einen Chor gefunden, der nu wirklich jede Zeile, jede Strophe singen kann. Nicht nur die neuen Stücke, sondern auch die „alten“ Kelly-Songs. Und zum Ende gibt’s viel Lob von Maite Kelly: „Momente, die man mit Menschen verbringt, sind kostbar. Ihr habt mir kostbare Zeit geschenkt“. Und ihre Fangemeinde gibt ihr das Lob mit lang anhaltendem Applaus zurück.
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