
TONGEBIET
präsentiert
Abgebrannt
vonDieselknecht
Schon der Name der Band riecht nach einer Mischung aus Schrot und Korn, frisch gemahlenem Heu, Schweiß, Schmieröl, Benzin und trinkbarem Sprit. Dazu passend Texte über Suff, Liebe, Heimweh, Tod und Teufel. So eine Band kann nur aus Tennessee, Alabama oder den Appalachen stammen, wo bis heute Bluegrass- und Hillbilly-Sound die Musik der malochenden Landeier bestimmt. Wenn die Band dann jedoch Deutsch singt, kann sie eigentlich nur aus dem Ruhrpott stammen. Nur hier hat man den entsprechend schnodderigen Umgang mit Sprache.
Das bestätigt auch „Abgebrannt“. Geprägt von Punk und Metal haben die vier Dortmunder Jungs irgendwann ihre Liebe zu amerikanischem Country entdeckt. Mit Banjo, Gitarre, Kontrabass und Schlagwerk und ehrlichem, mehrstimmigem Gesang spielen Junior, PA, Marcellus und SmellyXXL aber auch altes, deutsches Liedgut, wie Songs aus der aus alten Liederbüchern fahrender Gesellen. Aber auch ein Volksmusik-Klassiker wie die „Bergvagabunden“ fand sich auf dem letzten Album „Unrasiert und fern der Heimat“. Damit die Band nicht in die rechte Ecke gerückt wird, sei gleich angemerkt, dass viele dieser Songs unter den Nazis nicht gerade gerne gehört wurden, weil sie von zu viel Freiheitsdrang und Individualität kündeten.
Nun erscheint am 1. November das dritte Album von Dieselknecht. Es heißt, die Songs hätten dabei wahlweise die Ruhe eines Kaltblüters oder die Drehzahl einer Motorsense. Treffender kann man die Songs von „Abgebrannt“ nicht beschreiben. Zwölf deutschsprachige Country-Epen mit Geschichten über Johnnys Spelunke, den grünen Freund (wohl ein Traktor) oder die großartige „Ballade von GG Allin“. Da gehen Dieselknecht dann back to the roots, denn der besungene GG Allin ist der vielleicht bizarrste Punk-Rocker der Geschichte. Im Vergleich zu GG Allin waren die Selbstverstümmelungsaktionen von Iggy Pop ein Kindergeburtstag. Allin starb 1993 nach einem abgebrochenen Konzert an einer Überdosis Heroin.
Auf dem Track spielt dann Roland Heinrich, der wohl beste deutschsprachige Country-Moritatensänger, die Mundharmonika. Eine schaurig schöne Nummer, bei der man sich fragt: Was hat das mit GG Allin zu tun? Doch die Pointe kommt zum Schluss! Neben Traktoren, schwärmen die Jungs auch immer noch von ihren alten Mofas. Gäbe man AC/DC Banjo, Kontrabass, Snare-Drum und eine Wanderklampfe in die Hand, es könnte der „Kolbenfenster-Blues“ dabei rausspringen. Den haben sich Dieselknecht jetzt aber gesichert, knorke! Im direkten Anschluss das Dieselknecht-Pendant zu Bade-Szene der Sirenen aus dem „O Brother Where Art Thou“. Im Dieselknecht „Waschraum“ singen natürlich statt Emmylou Harris, Alison Krauss, Gillian Welch vier Kerle.
Trotzdem traumhaft schöne Harmonie-Gesänge. In „Leicht versaut“ krönen Dieselknecht sich selbst mit der Textzeile „Dortmund Meister, Schalke nicht“. Am Ende das besinnliche „Ein Tag vergeht“. Dieselknecht schaffen es wirklich, jeden Songs mit herzerfrischender Alltags-Lyrik, ohne irgendeine Plattitüde zu gestalten. Cap ab! Toll auch das Cover von Grafiker Maks, der ein Foto von Muhammad Mahdi Karim in Szene setzt. Der stolze Gockel, frei von Klischees trifft den Kern der Musik. Ein rundum gelungenes Album.
Termine im TONGEBIET:
Mit ROLAND HEINRICH auf DoppelAckerTour:
22. Oktober 2013 | Soest, Altstadt Cafe
24. Oktober 2013 | Herne, Flottmannkneipe
2. November 2013 | Köln, Sonic Ballroom
7. November 2013 | Waltrop, Cashbar
8. November 2013 | Dortmund, subrosa, Gneisenaustraße 56 (RELEASE PARTY)
16. November 2013 | Gladbeck, Maschinenhalle Zweckel
30. November 2013 | Dortmund, FZW, Ritterstraße 20
20. Dezember 2013 | Bielefeld, Desperados
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