Bobby Byrd & the JB Allstars | 9. Mai 1989 | Live Station Dortmund
Es waren legendäre Konzerte in Dortmund. Auch, wenn es zum Teil sehr lange her ist, sind die Erinnerungen noch wach, als hätten die Musiker gestern erst in der Westfalenmetropole gerockt. TONGEBIET möchte an diese Sternstunden in der Serie „History“ erinnern. Heute: Bobby Byrd & the JB Allstars am 9. Mai 1989 in der Live Station Dortmund.
Zuerst schlugen Susi Zorc in der 29. Minute und Frankie Mill in der 59. Minute zu und schossen den BVB nach 1965 mal wieder ins DFB-Pokalfinale. Das wurde später bekanntermaßen 4:1 gegen Werder Bremen gewonnen. Doch leider hatte ich nach dem Spiel nur wenig Zeit, den Sieg im Stadion zu genießen, schließlich wollte ich noch Bobby Byrd & The JB Allstars in der Live Station sehen. Also raus aus dem Stadion, rauf aufs Fahrrad und zum Bahnhof gebrettert. Glücklicherweise hatte die Band ein Einsehen und ging später auf die Bühne, so dass ich noch fast das komplette Konzert sehen konnte. Es sollte, nicht nur weil auch andere Besucher des Konzerts von der Borussia berauscht waren, zu einem großen Abend werden.
Bobby wer? So werden heute vermutlich viele reagieren und auch damals wussten nur die Insider, wer dieser Bobby Byrd war. Trotzdem war der Club am Bahnhof ordentlich gefüllt, denn damals sind die Leute noch zu Konzerten gegangen, weil sie einfach gute Live-Musik hören wollten. Aber wer zum Teufel ist denn jetzt dieser Bobby Byrd? Robert Howard Byrd wurde 1934 geboren und sang in den 50er Jahren in diversen bekannten Gospel- und Vocal-R&B-Formationen u.a. bei den Five Royals, bis er die Famous Flames gründen sollte. Partner war damals, ein gewisser James Brown, den Bobby Byrd über die folgenden Jahrzehnte immer begleiten sollte. James Brown wurde zum Superstar, Bobby Byrd zum Mann im Background. So ungerecht kann das Leben sein. Doch für kurze Zeit stand dann der großartige Soul-Shouter selbst im vordersten Rampenlicht, als der Godfather Of Soul sich für einige Zeit aus dem Geschäft zurückziehen musste, um eine Haftstrafe abzusitzen.
Über drei Stunden spielte die All Star-Band
Bobby Byrd kam nicht alleine nach Dortmund, mit dabei die kompletten JB Horns mit Maceo Parker, Fred Wesley und Pee Wee Ellis. Die hatten in der Vergangenheit nicht nur Brown, sondern auch George Clinton und Bootsy Collins bei Parliament und Funkadelic Pfeffer in den A***H geblasen. Dem nicht genug, auch James Browns Ladies sollten an diesem Abend dabei sein und mit ihren Solo-Hits dem Publikum mächtig einheizen. Über drei Stunden spielte die All Star-Band, bis tief in die Nacht. 100% Real Funk! Bobby Byrd mit „I know You Got Soul“, seine Gattin Vicki Anderson fordert „Respect“ und sendet ihre “Message From A Soul Sister”, Tochter Carleen Anderson – die später bei den Brand New Heavies einsteigen sollte – singt „Free“ und Marva Whitney „It’s My Thing“. Zwischen durch spielen sich immer wieder die Bläser in den Vordergrund, allen voran der wie aufgedreht spielende Maceo Parker. Hi-Speed-Funk mit „Cross The Tracks“, „Paarty“ und das Publikum stimmt ein „Paaaaaarty“.
Der besonnene Tenorsaxophonist Pee Wee Ellis beruhigt mit einem Blues, aber der schwergewichtige Posaunist Fred Wesley heizt die Menge mit phättem Fonk und der „House Party“ wieder an. Doch der Höhepunkt steht noch bevor. Lyn Collins, die erfolgreichste von James Brown‘s Soul Sisters. Sie beschwört die Typen im Publikum:„Hey Fellows, I‘m talking to you…….so from now on, you gonna use what we got, to get what we want.” Die Hammond B3 setzt ein und Collins singt “Youuuu better THINK!”. Was für ein Groove! Wer nicht schon klatschnass geschwitzt ist, war es spätestens nach der Nummer. Und Lyn hat mit „Mama Feelgood“ und „Rock Me again and again and again“, dem Motto des Abends, noch nach zu legen. Die Menge will mehr und die JB‘s liefern mit scheidenden Bläsern „Gimme Some More“, „Pass The Peas“ und natürlich Maceos „Soul Power“.
Welch ein Abend! Fünf Jahre später habe ich die JB All Stars noch einmal in dieser Besetzung auf dem Northsea Jazz Festival in Den Haag erleben dürfen. Zuvor spielten der Go-Go-Godfather Chuck Brown mit seinen Soul Searchers, der umwerfende Curtis Mayfield und James Brown war auch da. Leider nicht mit den JB‘s, denn die spielten später und nagelten den Godfather förmlich an die Wand. Die JB‘s sollten 1993 noch ein weiteres bemerkenswertes Konzert in der Live Station geben, diesmal gemeinsam mit den genialen The Meters (also die Neville Brothers ohne Sänger Aaron Neville). Das hieß mit bestem New Orleans Funk „Fiyo On The Bayou“. Doch irgendwann trennten sich die Weg der unglaublichen Hornsektion.
Maceo brillierte immer wieder im TONGEBIET, mal in der Live Station, im domicil, oder im Strobels und zuletzt mit der WDR Big Band im Konzerthaus. Fred Wesley funkte 2012 im domicil, Bobby Byrd trat in den späten 90ern nochmal auf dem Campus-Fest der Uni Dortmund auf, aber leider mit einer nicht annähernd so guten Backing Band. Alle Gigs waren schweißtreibend, teilweise phänomenal. Das Konzert am 9.5. 1989, dem Tag an dem der BVB ins DFB-Pokalfinale einzog, blieb jedoch unerreicht.
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