The White Strips

The White Stripes | 9. März 2002 | FZW Dortmund

Es waren legendäre Konzerte in Dortmund. Auch, wenn es zum Teil sehr lange her ist, sind die Erinnerungen noch wach, als hätten die Musiker gestern erst in der Westfalenmetropole gerockt. TONGEBIET möchte an diese Sternstunden in der Serie „History“ erinnern. Heute: „The White Stripes“ am 9. März 2002 im FZW Dortmund.

Gerade hat Jack White sein zweites Soloalbum veröffentlicht. Ein Meisterwerk! Dass der es weit bringen wird, das konnte man schon vor über 10 Jahren erahnen, als er mit den White Stripes ein umjubeltes Konzert in Dortmund gegeben hat. Wir machen also einen Zeitsprung zurück ins Jahr 2002. Ein Jahr zuvor waren die Jack und Meg White schon einmal im alten FZW, doch damals stieß das Duo noch auf wenig Interesse. Es mögen damals vielleicht 30 Leute im FZW gewesen sein. Das sollte am 9. März 2002 ganz anders sein, obwohl das Album „Elephant“, das der Band den Weg in die 1. Liga ebnen sollte, noch nicht erschienen war.

The-White-Stripes-the-white-stripes-27518788-1280-720 KopieGerade hatte das Paar, das sich immer als Geschwister ausgab, tatsächlich aber in den 90ern drei Jahre miteinander verheiratet war, das Album „White Blood Cell“ herausgebracht. „Seven Nation Army“ und das Album „Elephant“ waren da noch nicht in Sicht, aber trotzdem stand die musikalische Ausrichtung von Jack White schon lange fest.  Die lautete schon damals: Amerikanische Rootsmusik gepaart mit der Energie des Punk.  Blues-Punk! Die White Stripes  setzen da an, wo  R.L. Burnside und Jon Spencer Bluesexplosion aufgehört hatten. Genau das, was ich gesucht hatte. Glücklicherweise hatte FZW-Booker-Kollege „Siegerland Elvis“ damals das gute Gespür, die Band ein zweites Mal zu buchen, denn „Dead Leaves And The Dirty Ground“, ein Song von „White Blood Cell“ rotierte schon damals kräftig durch die Indie-Szene.

Beim zweiten Anlauf im FZW war die Hütte gerappelt voll und das Konzert schon lange im Vorfeld ausverkauft. Wer zu spät kam, blieb im Eingang vom Foyer in die Halle stecken. Es ging nicht mehr vor und nicht zurück. Ganz keck begannen White dann gleich mit ihrem zum damaligen Zeitpunkt größten Hit „Dead Leaves On The Dirty Ground“, einer Blues-Nummer, die trotz der Reduzierung auf Gitarre und Schlagzeug mit der Wucht eines Led Zeppelin-Blues daherkommt. Es folgen „I Smell A Rat“ und die White Stripes Version des Dolly Parton Gassenhauers „Jolene“. Jack White hat sich zwei unterschiedliche Gesangmikros aufgebaut. Zu jeder Seite eins. Je nachdem wie rotzig seine Stimme klingen soll, singt er mal zur einen Seite, mal zur anderen.

White keift, bellt, kläfft und knurrt

Singen ist gut, den White keift, bellt, kläfft und knurrt wie ein bissiger Köter, der irgendwo auf einer Farm im tiefen Süden angekettet  ist. Wenn White in seine Mikros kläfft, sieht man die Spucke in der Luft. Dazu hämmert Meg den Beat. Nicht immer richtig, sicherlich gäbe es bessere, aber irgendwie reicht es aus. Son House ist einer von Jack Whites alten Blues-Helden, wie man auch später in „Might Get Loud“ erfahren sollte. Im FZW schreibt er dessen „Death Letter“ neu, Dylans „Love Sick“, „Going Back To Memphis“ von den genialen Soledad Brothers, „Farmer John“ von Don Harris und „Jack The Ripper“ vom durchgeknallten britischen Rock‘n‘Roller Screaming Lord Sutch sind weitere geschmackvolle Coverversionen. Dazu eigene Songs wie „Fell In Love With A Girl“, „Let‘s Built A Home” oder “Apple Blossom” stammen aus dem eigenen Repertoire.

white-stripesAm Ende gab es noch „Baby Blue“ von Gene Vincent. Es war ein großes Konzert im kleinen FZW. Die simple Idee, amerikanische Rootsmusik zu entschlacken, sie in einem schwarz, rot, weißem Konzept zu verpacken war genial. Schon mit der folgenden Tour sollte White zu „Everybodies Darling“ in der Rock-Szene werden. Da waren in Deutschland schon die die 5000er Hallen nötig. White wurde fortan von den Superstars wie den Stones, Led Zeppelin,Neil Young,  Dylan und anderen hofiert. Aber Jack White ist einer, und das zeigt seine Größe, der versucht, seine eigenen, fast vergessenen Helden wieder einem größeren  Publikum vorzustellen,  so  wie Wanda Jackson oder Loretta Lynn, deren Alben er produzierte. Leider kommt Jack White in diesem Sommer nicht ins TONGEBIET. Lediglich Paris und Amsterdam stehen auf dem Tourneeplan wenn es um den alten Kontinent geht. Also auf nach Amsterdam. Dort spielt White am 1.7.

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