The Rolling Stones - It’s Still Rock’n’Roll
Man glaubt immer: Es ist das letzte Mal, dass man die Musiklegenden live auf deutschen Bühnen erleben darf. Noch einmal den Hüftschwung von Mick Jagger live sehen, noch einmal das unendlich langgezogene „Aaaaangiiiiie“ auf einer Bühne hören. Dieser Abend, heute am 19. Juni 2014, könnte dieser historische gewesen sein. Und: Die Rolling Stones begeistern ihr Publikum, werden von den rund 45 000 Fans frenetisch gefeiert auf ihrer „14 On Fire“-Tour in der ESPRIT-Arena in Düsseldorf.
Die allerdings war nicht ganz ausverkauft. Die Abendkasse hatte noch geöffnet, was angesichts der Preise (günstigster Sitzplatz 103,50 Euro) vielleicht auch verständlich sein könnte, auch, wenn’s vielleicht das letzte Mal gewesen war, die Rollenden Steine live in Deutschland zu erleben. Doch daran will so recht keiner der Fans glauben, der die rockige und zum Teil fetzige Show in Düsseldorf gesehen hat, die Mick Jagger, Keith Richards, Ron Woods, und Charlie Watts um 20.53 Uhr unter dem tosenden Jubel der Menge mit einem fulminanten „Jumping Jack Flash“ eröffneten.
Ähnlich wie bei Aerosmith tags zuvor in der Westfalenhalle haben die Stones-Fans sieben lange Jahre warten müssen, um ihre Helden wieder live zu erleben. Die Bühne ist in gleißendes Licht und in ein Farbenmeer getaucht. Lichtblitze zucken. Riesige Leinwände links und rechts der Bühne projizieren die Megastars überlebensgroß in jeden Zentimeter dieses riesigen Stadions, während gleichzeitig alte Schwarz-Weiß-Bilder über den Hintergrund der Bühne huschen. Energiegeladen kommt das Quartett auf die Bühne, allen voran Mick Jagger, mittlerweile schon 70 (!) Jahre und Uropa. Kaum zu glauben, als er in bester Kondition über die Bühne tänzelt.
„Ihr werdet Weltmeister“
Nur ein paar Akkorde auf der Bühne und in Null-Komma-Null-Nichts hat er die johlende Menge im Griff, plaudert und scherzt bestens gelaunt in Deutsch: „Sind hier auch Kölner? Hat einer ein Kölsch dabei? Ich habe mein Alt....“ Und wenig später gesteht er: „Wir wollten eigentlich an ‚Tagen wie diesen’ spielen. Der Rolling Stone weiß: Wir sind in Duuussseldorf und da sind sonst die Toten Hosen angesagt. Und dann legt Jagger noch einen nach: „Ihr habt gut gespielt gegen Portugal. Ihr werdet Weltmeister.“
Auf der Setliste gibt es kaum Überraschungen. Es sind die großen Hits, die die Stones heute Abend spielen (und die Fans hören wollen) von „Let’s Spend The Night Together“, über „Honky Tonk Women“, „Gimme Shelter“ bis „Brown Sugar“ oder auch „Satisfaction“ (Zugabe). Denn so ein richtiger Kracher – mal ganz ehrlich - war schon lange nicht mehr auf den Stones-Platten, vielleicht Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Und die Fans sind ja auch deshalb gekommen, wegen der vielen Klassiker, an die man Erinnerungen ohne Ende hat. Die Stones haben viele Menschen ein Leben lang begleitet wie treue Freunde. Die Fans sind wie ihre Helden im Laufe der Jahre in Ehren ergraut. Und gerne erinnert man sich an die Konzerte längst vergangener Zeiten, wo ein Ticket noch 6,50 DM gekostet hat.
Und während sich Mick Jagger mal eine kleine Pause gönnt, greift Keith Richards zum Mikrofon und singt das „You Got The Silver“ oder danach mit Ron Woods an der akustischen Gitarre „Can’t Be Seen“. Da nimmt es keiner der Fans übel, dass das eine oder andere musikalisch mal nicht ganz so gelingt, dass vielleicht auch die Stimme nicht mehr die ist, die sie mal vor – wie vielen - Jahren auch immer war. Es sind halt die Rolling Stones, die die Massen nach wie vor elektrisieren, denen man Fehler auch mal verzeiht. Denn man schwelgt gerne in Nostalgie. Und man feiert wie in Düsseldorf eine riesige Party. Denn: It’s Still Rock’n’Roll.
Einer der großartigen, ergreifenden Momente in diesem Konzert ist ein eher ruhiger, das „Midnight Rambler“, ein Blues, als der Ex-Gitarrist der Stones Mick Taylor auf die Bühne kommt. Zeit für die Fans einmal durchzuschnaufen, Luft zu holen für die nächsten Stones-Klassiker.
Ja und die Frage bleibt: War’s die letzte Tour der Stones in Deutschland? Sie sind immerhin schon im Rentenalter, aber das seit vielen, vielen Jahren. Doch noch einmal sieben Jahre warten, das wäre wohl zu viel des Guten. So haben die Fans – auch wegen des Abends in Düsseldorf – ihre Superhelden noch in bester Erinnerung. Vielleicht ein historischer Moment, den die 45 000 in Düsseldorf miterleben durften.
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