Rhonda - Die neue deutsche Soul-Hoffnung
Rhonda heißt die neue deutsche Soul-Hoffnung. Die Band aus Norddeutschland hat vor wenigen Wochen das Debüt-Album „Raw Love“ veröffentlicht. Und bald kommt die Band auch ins TONGEBIET – nach Köln. TONGEBIET sprach vor dem Gig mit Sängerin Milo Milone über die Bandgründung, über musikalische Vorbilder und natürlich auch über das neue Album „Raw Love“
Milo Milone: Es gab gar kein großes Konzept. Es existierte eine Vorgängerband, die Trashmonkeys. Da bin ich damals als Bassistin eingestiegen, so für das letzte halbe Jahr. Wir hatten zunächst gedacht, dass wir ne neue Platte machen. Und irgendwann haben wir darüber geredet, was wir für Musik mögen, welche Idole wir haben. Da waren erstaunlich viele gemeinsame Dinge. Und dann haben wir bei einer ganz normalen Probe einfach mal die Rollen getauscht. Ich bin ans Mikro gegangen, denn ich war immer schon Sängerin. Ich hab’ mich nicht davor gestellt und mich erschrocken. Denn ich war immer schon mehr Sängerin als alles andere. Nur für die Trashmonkeys hatte ich den Bass gelernt. So genau wussten wir damals auch nicht, wo die Reise hingehen sollte. So ist die neue Band langsam entstanden. Jan, unser Bassist, und unser Gitarrist Ben kamen hinzu.
Warum habt ihr euch Rhonda genannt?
Milo Milone: Darüber haben wir lange nachgedacht. Vor allem, ob wir einen neuen Namen erfinden sollten oder nicht. Wir sind dann auf Rhonda gekommen, einen Namen, der sehr schön klingt. Und er verrät auch nicht viel über die Musik, die wir machen. Wir fanden das gut, dass wir da nicht gleich durch unseren Namen in eine bestimmte Ecke gedrängt werden. Da gibt’s ja auch einen tollen Song der Beach Boys „Help Me Rhonda“.
Wie habt ihr denn euren Musikstil gefunden?
Milo Milone: Im Grunde haben wir nicht lange gesucht oder viele Dinge ausprobiert, um unseren perfekten Sound zu finden. Das, was herausgekommen ist, passiert halt, wenn man uns fünf zusammensetzt. Wir sind alle große Soulfans und hören gerne alte Musik. Dementsprechend sieht auch das Equipment aus, das wir haben. Unsere Vorlieben. Das ist ganz interessant, dass sich durch ein Stück von jedem von uns unsere Musik zusammensetzt. So haben wir es dann geschafft, unseren eigenen Sound entstehen zu lassen.
Wie würdest Du euren Sound, euren Musikstil beschreiben?
Milo Milone: Natürlich steckt da Soul drin und Pop ist auch zu hören. Denn wir versuchen halt nicht nur Retro zu sein, sondern musikalisch zu zeigen, dass wir in der heutigen Zeit leben und auch so klingen wollen. Und ich finde auch, dass eine gehörige Portion Dreck dabei ist, was sich ja auch in der Musik auf den ganzen alten Platten wiederfindet. Ich komme aus einer Punk-Ecke, aber die alten Punksachen, die noch relativ ruhig und melodiös waren.
Ich liebe Etta James oder Orts Redding
Habt ihr musikalische Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?
Milo Milone: Da kommen bei jedem ganz unterschiedliche zusammen. Also ich bin ein ganz großer alter Soulfan und liebe Etta James, Barbara Lynn oder Otis Redding. Doch höre ich auch die ganzen Punkanfänge wie MC5, die in meinen Augen auch soulig waren. Das geht quer durch die Sparten. Auch Orgelmusik, Punk, ein bisschen Surf. Eigentlich alles, was alt und vor allem handgemacht ist.
Wie schreibt ihr eure Musik, die Texte?
Milo Milone: Wir sind da generell alle offen. Die Texte habe ich bisher geschrieben. Das ist für mich normal, denn ich muss die Inhalte ja als Sängerin transportieren, die Texte singen. Denn für mich ist es wichtig, dass ich auch das transportieren und rüberbringen kann, was ich singe. Und wenn ich Dinge selber noch nicht erlebt habe, dann muss ich mich wenigstens in sie hineinfühlen. Daher ist es für mich natürlicher, wenn ich schreibe. Das sind Dinge, die ich erlebt habe, beobachtet habe oder mal erleben möchte.
Und hinterher setzt ihr euch zusammen und arbeitet gemeinsam an den Songs?
Milo Milone: Am Anfang ist bei uns meist eine Vision für einen Song da, vielleicht auch schon ein paar Akkorde. Eine Idee, wo es hingehen soll. Aber am endgültigen Song feilen wir auf jeden Fall alle gemeinsam.
Ihr seid ja schon gut zwei Jahre zusammen. Wie hat sich die Band in Deinen Augen in der Zeit verändert?
Milo Milone: Wenn man ne Band ist, dann lernt man sich zwangsläufig sehr gut kennen. Man hat schon ein sehr intimes Verhältnis, da man auch ständig aufeinander hockt. Manche vergleichen das ja auch mit einer Beziehung. Und das kann man auf eine Art und Weise schon, wenn man sich dann auch irgendwann in- und auswendig kennt. Die Macken vom anderen. Wenn man herausfinden möchte, wie man zu einem Menschen steht, dann sollte man ne Band ins Leben rufen. Und wir haben das große Glück, das fühle ich, dass wir fünf uns gefunden haben. Da passt wirklich alles sehr gut. Und bei uns geht es mittlerweile sehr, sehr familiär zu. Und so gehen wir auch mit allen Dingen um, die bei und oder um uns herum passieren. Und keiner von uns hat auch nur annähernd im Sinn, das aufzugeben. Im Gegenteil. Wir haben einen gemeinsamen Strang, an dem wir ziehen.
Das Studio Nord ist ein magischer Ort
Kannst Du mir ein bisschen aus Deiner Sicht zum Album „Raw Love“ erzählen?
Milo Milone: Wir sind sehr gezielt und vorbereitet an das Album herangegangen. Denn wir haben die zwei Jahre genutzt, um Songs einzuspielen, an ihnen zu feilen. Dann ist irgendwann ein Vordemo entstanden, um viele Dinge auszuprobieren. Danach sind wir wochenlang in das Studio Nord in Bremen eingezogen, um dort die Platte aufzunehmen. Das Studio Nord ist ein magischer Ort, ein altes Gasthaus, wo früher ganz viele Schlageralben aufgenommen worden sind, von Heintje bis zum Song „Sierra Madre“. Da scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Da sieht es aus wie in einer großen Schulaula. Oben gibt es eine Wohnung, die so ein bisschen an Twin Peaks erinnert. Sie hat so ein bisschen was Unheimliches, Düsteres, aber gleichzeitig auch einen sehr kreativen Spirit. Da sind wir dann für sechs Wochen eingezogen und haben auch alle gemeinsam an der Platte gearbeitet. Und da ist es dann schon mal passiert, dass wir an dem einen oder anderen Song gearbeitet haben. Und dadurch haben sich die Gesichter der Songs auch noch verändert. Wir haben alles auf einer Bandmaschine aufgenommen, so wie es früher gemacht wurde – immer Bass und Schlagzeug zusammen. So haben wir die Seele für unsere Soulmusik geschaffen, eine gewisse Schwingung. Das haben wir sehr gut einfangen können. Und die Platte ist sehr vielseitig geworden, geht in verschiedene Richtungen. Sie ist positiv, aber auch mit melancholischen Einflüssen.
In den vergangenen zwei Jahren ist ja ne Menge passiert, Liveauftritte, jetzt das Debüt-Album. Hat man da Zeit, mal inne zu halten und über die letzten Monate nachzudenken?
Milo Milone: Ich bin jemand, der es in seinem Leben generell viel macht. Das halte ich auch für sehr wichtig. Und deshalb nehme ich mir die Zeit, all das zu reflektieren, was ich gerade tue und getan habe. Das hilft mir auch dazu, immer echt ausgeglichen zu sein. Und deshalb habe ich das auch sehr viel mit unserer Band zusammen gemacht. Ich höre mir übrigens auch sehr gerne die Musik an, die ich mache. Nicht, weil ich die so toll finde. Denn dadurch lerne ich, reflektiere und entwickele mich weiter.
Wir sind eine Band, die viel nach unserem Gefühl agiert
Ihr wart ja schon auf Tour, habt auch einige Konzerte in Deutschland gespielt. Bald geht die Tour weiter. Was werdet ihr den Fans präsentieren?
Milo Milone: Natürlich das Album. Und den Rest überlegen wir uns noch. Wir sind ne Band, die sehr viel nach dem Herzen und unserem Gefühl agiert. Wir haben keine Monate lang voraus geplanten Schachzüge im Kopf. Wir sagen nicht, dass wir dann in einigen Wochen mit dem lila Elefanten auf die Bühne kommen, dann kommen die Tänzerinnen und machen dies und das. Bei uns ist das immer hautnah, ehrlich, häufig spontan und persönlich. Erst mal geht’s darum, die Platte zu spielen, die hoffentlich vielen gefallen wird. Den Rest wird man sehen.
Daran sieht man ja, dass euch die Studioarbeit wichtig ist, aber auch der Kontakt zum Publikum?
Milo Milone: Unbedingt. Es geht uns ja auch in unserer Musik um Gefühle, um Nähe. Und da wir ja auch so in dieser Musik stecken, sind wir keine Band, die immer alles genau nach Schema F runterspielt. Wir improvisieren auch sehr viel, auch ich als Sängerin. Denn in der Musik muss die Seele bleiben.
Jetzt kommen ja schon vergleiche auf mit Amy Winehouse oder mit Duffy. Was hältst Du davon? Setzt Dich so etwas unter Druck?
Milo Milone: Nein. Kein Druck. Aber es ist witzig, dass dieser Vergleich überall auftaucht, egal ob beim Radio oder auch beim Printinterview. Im Endeffekt kann ich nur sagen, dass Amy eine ganz herausragende Sängerin ist. Für mich ist das ein tolles Kompliment, dass ich mich dadurch auch gerührt fühle. Auf der anderen Seite ist es so, dass diese Band ein solches Konzept nicht hatte, mit einer Sängerin so klingen wie Amy. Die Platten, die ich zu Hause habe, sind alt und sie stammen aus den 60er Jahren. Da singen viele wahnsinnig gute Sängerinnen aus der Zeit. Wenn man mir sagen würde, Du klingst wie Etta James, dann wäre das sehr sinnig, weil ich diese Platte rauf und runter gehört habe. Dagegen habe ich keine Amy Winehouse-Platte. Aber ich wette, dass bei Amy auch dieselben Platten gestanden haben wie bei mir.
Termin(e) im TONGEBIET:
Datum | Beginn | Ort | Informationen |
---|---|---|---|
14.09.2014 | 20:30 | Studio 672 Venloer Straße 40, Köln | Tickets: VVK 14 Euro zzgl. Gebühren | AK 18 Euro |
Hinterlassen Sie einen Kommentar
Wollen Sie an der Diskussion teilnehmen?Feel free to contribute!