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Roger Cicero - Persönlich wie nie zuvor

Mit seinem neuen Album wollte Roger Cicero mal alte Hüte ablegen, mal Neues ausprobieren. Und mit „Was auch immer kommt“ ist das dem 44-Jährigen auch eindrucksvoll gelungen. Mit Big Band und dem neuen Album im Gepäck ist Roger Cicero auf Tour. TONGEBIET sprach mit dem Musiker über das neue Album, seine sehr persönlichen Texte und seine Wünsche für die laufende Tour.

Roger_Cicero_Press_Picture_5296Sie haben ja vor der eigentlichen Tour einige Sommerfestivals gespielt. Mussten Sie vor der Tour überhaupt noch in den Proberaum?

Roger Cicero: Ja, wir haben zum Glück einige Festivals gespielt. Da konnten wir ja schon heimlich üben. Und dadurch konnten wir dann mit sehr viel Gelassenheit In den Proberaum gehen. Aber wir mussten auf jeden Fall noch proben, am Programm feilen, die neuen Songs auf die Big Band abstimmen.

Weil es auch Veränderungen zu den Sommerfestivals gibt?

Roger Cicero: Ja, absolut. Wir hatten im Sommer noch ein Mischprogramm gespielt. Natürlich sehr, sehr viele Stücke vom neuen Album. Und das hatten wir kombiniert mit Auszügen aus der letzten Tour. Die Hallentour jetzt ist ein vollständig neues Programm.

Was war Ihnen wichtig, als Sie die Arbeiten zu dem neuen Album aufgenommen haben – auch im Gegensatz zum Vorgängeralbum?

Roger Cicero: Mir war wichtig, dass die Texte, die Geschichten und auch die Gefühle, die ich transportieren wollte, dass das alles ungehindert passieren kann. Vor allem weil das alles diesmal sehr, sehr autobiografische Hintergründe hat. So konsequent wie nie zuvor bei einem Album von mir. Und deshalb haben wir uns auch sehr schnell entschieden, jeden Titel sehr individuell zu produzieren. Wir haben sehr genau geguckt, wie instrumentalisiert man den Song, wie arrangiert man ihn. Und da es ja auch hier und da durchaus ernstere und nachdenklich stimmende Themen sind, ist auch schnell die Entscheidung gefallen, das alles gänzlich ohne Big Band aufzunehmen.

Sie sagten gerade, dass es sehr persönliche Dinge sind, die Sie in den Liedern ansprechen. Ist das Singen und Schreiben für Sie auch ein Instrument, um diese Dinge zu verarbeiten?

Roger Cicero: Das ist ja immer so. Jedes Lied, jeder Text ist eine Be- und Verarbeitung von Erlebtem. Manchmal macht man das in der Öffentlichkeit, manchmal im Stillen. Aber für mich ist es immer so. Wenn ich auf der Bühne stehe und ein Lied singe, dann packe ich da immer etwas Persönliches rein. Manchmal nur für mich, gedacht, und manchmal dann ganz, ganz offiziell (lacht), wie bei den Songs im Moment.

Sie sagten, dass die Texte nachdenklich stimmen. Wenn man aber nur die Musik hört, dann hat die ja einen positiven und fröhlich stimmenden Groove.

Roger Cicero: Die Texte sollen den Zuhörer nachdenklich stimmen. Aber auf der anderen Seite sind sie sehr, sehr positiv, bejahend und annehmend. Zumindest das, was ich damit ausdrücken wollte. Denn es ist mir sehr wichtig, dass man bei Einschnitten oder unangenehmen Erlebnissen diese Dinge nicht ausblendet, sondern sie an sich heranlässt und daraus eine positive Haltung entwickelt. Auch dann, wenn diese positive Haltung nur ausdrückt: Ich gucke mal, was mir dieses Erlebnis nun sagen will oder was ich daraus lernen kann.

„Es war einfach an der Zeit, persönlicher zu werden“

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Warum haben Sie sich dazu entscheiden, noch persönlicher in den Songs zu werden. Und auch viele persönliche Dinge zu transportieren?

Roger Cicero: Es war einfach an der Zeit. Zudem war es auch gerade frisch Erlebtes, da ja auch einige Dinge im Privatleben vorgefallen sind, die jetzt nicht jeden Tag passieren.

Ist es nicht gefährlich, seine verletzliche Seite der Öffentlichkeit zu präsentieren?

Roger Cicero: Ja, klar. Durchaus. Es ist gefährlich. Sobald man sich der öffentlichen Meinung preisgibt, muss man damit rechnen, dass sie nicht immer positiv ausfällt. Da trifft der Begriff gefährlich schon zu.

War es deshalb vielleicht auch schwerer für Sie, an Musik und Texte heran zu gehen?

Roger Cicero: Schwierig ja und nein. Was leicht war, war, dass ich mir über Meinung, Haltung und Inhalt keine Gedanken machen musste. Denn das war für mich klar. Da gab’s kein falsch, sondern nur ein: So war es oder so war es nicht. Das Schwierige war, das auf den Punkt zu bringen, es auf die richtige Art und Weise zu beschreiben.

...so dass man Sie nicht falsch versteht?

Roger Cicero: Ja, denn die Gefahr besteht immer. Ich denke, es ist mir gelungen genau das zu sagen, was ich sagen wollte.

Wenn Sie die musikalische Seite des Albums sehen, ist das für Sie ein bewusster Weg weiter weg vom Jazz hin zu Pop und Soul?

Roger Cicero: Auf dem Album sind einige poppige und soulige Elemente noch konsequenter dargeboten als bisher. Das ist richtig. Allerdings läutet das keine neue Ära ein. Das ist für mich nur ein Hinzufügen von Klangfarben und Ausdrucksformen. Ich magnach wie vor jeden einzelnen Song, den ich auf den bisherigen Alben gemacht habe. Und das ist jetzt auch das Schöne: Diese neuen Klangfarben und neuen Themen, die alle in der Ich-Form gesungen werden, vermische ich mit den alten Themen und der alten Musik. Das ist gerade das Spannende. Und dann ist da noch die Big Band. Wir mussten die neuen Songs teilweise komplett umarrangieren und neu aufziehen. Das war ebenfalls sehr, sehr spannend. Auch das Verbinden der unterschiedlichen musikalischen Welten macht einen riesigen Spaß. Am Anfang war ich auch eher skeptisch, ob das auf Anhieb so gut funktionieren würde. Aber es geht wunderbar. Das Leben ist ja nicht immer nur nachdenklich oder schwer. Es ist ja auch von Humor, Leichtigkeit und allem möglichen geprägt. Deswegen können auch die neuen Songs nebeneinander, nacheinander und miteinander wunderbar bestehen.

Wenn Sie sich jetzt sehen und mit den Anfängen vergleichen, wie haben Sie sich musikalisch verändert?

Roger Cicero: Für mich ist das gar keine Veränderung. Für mich waren diese ganzen Spielwiesen und Spielarten schon immer vorhanden. Nur die Art und Weise, wann und wie ich damit an die Öffentlichkeit gegangen bin, das war der Unterschied. Als ich damals „Männersachen“ rausgebracht habe, wo ja wirklich nur Big Band-Swing zu hören war, war das ja nicht mein Stand von 2006 im Alter von 36 Jahren. Das war ja nicht so, dass ich vorher nur Big Band-Swing gemacht hätte. Das war halt ein Album, das in sich so stimmig war, da es eben nur diesen einen Sound hatte. Und das war eben nur eine Facette von vielen in meinem musikalischen Dasein. Ich habe immer schon gerne Pop und Soul gleichermaßen viel und gerne gesungen. Deshalb ist für mich als Künstler keine wahnwitzige Veränderung und Entwicklung vorhanden. Ich habe mich lediglich zu verschiedenen Punkten meiner Karriere dazu entschieden, die Taschenlampe mal etwas heller an dieser Stelle einzuschalten und sie später wieder auf eine andere Stelle zu richten. Und seit dem Beginn meiner Karriere schöpfe ich aus meinen musikalischen Vorlieben. Sie waren zu Beginn der Karriere genauso vorhanden wie jetzt.

Es gibt unzählige Künstler, die ich unglaublich verehre

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Bei dem Stichwort musikalische Vorlieben. Welche Idole gibt es, an denen Sie sich orientiert haben?

Roger Cicero: Meine ganz, ganz großen Helden aus der Kindheit - und das bis heute - sind lustigerweise allen voran Stevie Wonder und Prince. Als Sänger bin ich schon als Jugendlicher extrem beeinflusst worden von George Benson und Al Jarreau, denen ich jahrelang nachgeeifert bin. Damals habe ich versucht, alles so nachzusingen wie die das machen. Mit mäßigem Erfolg (lacht). Natürlich auch Donny Hathaway. Und selbstverständlich hat mich auch irgendwann das Sinatra-Fieber gepackt. Es sind generell die großen Soul- und Jazzstimmen wie Ray Charles Al Green oder auch Nat King Cole. Es gibt unzählige Künstler, die ich unglaublich verehre.

Weil Sie gerade sagten „mit mäßigem Erfolg“. Wenn man das an der stetig wachsenden Fangemeinde oder den größeren Hallen festmacht, dann ich doch auch der Erfolg stetig gewachsen. Woran machen Sie das fest?

Roger Cicero: Das ist eine gute Frage. Ich kann nur beschreiben, was wir machen. Was ich mit meiner Band mache, das ist komplett handgemachte Musik. Da gibt es nichts, was vom Band kommt. Was mir auch sehr wichtig ist, wenn ich auf der Bühne stehe, ist der direkte Kontakt zum Publikum, diesen Austausch von Energie brauche ich auch. Ich gebe etwas und bekomme direkt etwas zurück.Und das wird sich auch nie ändern egal wie groß die Hallen sind.

Werden aus Ihrer Sicht diese reinen Konzerte immer weniger. Wird die Musik nicht immer häufiger durch eine fulminante Show oder spektakuläre Tanzeinlage in den Hintergrund gedrängt?

Roger Cicero: Es kommt darauf an, in welcher musikalischen Welt man sich aufhält. Wenn man sich Bands in Clubs anguckt, dann ist das glücklicherweise nicht so. Da steht das Spielen, das Musizieren miteinander immer noch im Mittelpunkt. Natürlich ist es in der heutigen Zeit auch mit dem Ausschöpfen von technischen Möglichkeiten so, dass man immer besser und mehr schummeln kann. Und das machen viele. Selbstverständlich. Dabei glaube ich, dass das Publikum das gelegentlich merkt. Auch wenn da jemand sitzt, der nicht geschult ist, spürt der Zuhörer, ob da gerade was in echt passiert, dass Menschen ein Instrument spielen oder es aus der Konserve kommt. Diese Faszination des live gespielten Instrumentes kann man durch nichts aufwiegen.

Welche Wünsche haben Sie für die kommenden Wochen und Monate?

Roger Cicero: Natürlich wollen wir eine wundervolle Tour spielen und dabei sehr, sehr viele Menschen erreichen und begeistern. Und natürlich möchte ich sehr viel Spaß mit meinem Kollege Gregor Meyle habe, der mich auf vielen Terminen begleitet. Das ist auch eine tolle Zusammenarbeit.

  Termin(e) im TONGEBIET:

DatumBeginnOrtInformationen
02.10.201420:00König-Pilsener-Arena
Arenastraße 1, Oberhausen
Tickets: VVK ab 47 Euro zzgl. Gebühren
08.10.201420:00LANXESS Arena
Willy-Brandt-Platz 2, Köln
Tickets: VVK ab 48,20 Euro zzgl. Gebühren
16.10.201420:00Stadthalle Bielefeld
Willy-Brandt-Platz 1, Bielefeld
Tickets: VVK ab 47,15 Euro zzgl. Gebühren

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