Christoph Haberer - Passage To India
Am 15.10 ist „Animata“ (JazzHausMusik), das neue Album des Schlagzeugers und Elektronikers Christoph Haberer erschienen. Es ist ein gemeinsames Projekt mit der Schweizer Sängerin Sarah Buechl, das das Duo gerade auf einer Tour des Goethe-Instituts in Indien vorstellen durfte. In einem Interview mit TONGEBIET berichtet der Schlagzeuger von seinen Erfahrungen in Indien und der Zusammenarbeit mit der Eidgenössin.
Du kommst gerade von einer Tour durch Indien. Wie ist es gewesen?
Christoph Haberer: Eigentlich wie immer. Die Resonaz auf unsere - auch für indische Ohren - ungewöhnliche Musik war sehr warmherzig und persönlich. Die Leute kommen auf die Bühne, bedanken sich, wollen ein Foto mit dem Künstler. All das, was jedem schmeicheln würde.
Diesmal warst Du ja mit der Sängerin Sarah Buechi unterwegs und hast so Euer Album „Animata“ vorstellen können. Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Sarah Buechi gekommen?
Christoph Haberer: Eigentlich ist alles auf Empfehlung von Ramesh Shotham - meinem ehemaligen Drümmele Maa-Kollegen – in Gang gekommen, als ich eine Sängerin für das Gravenhorst-Auftragswerk gesucht habe. Ramesh kennt meine Arbeitsweise und rhythmische Affinität mit Indien. Sarah wiederum hat durch ihr Studium am Karnataka College of Percussion, viel Indien ‚eingeatmet’. Sie ist eine großartige Improvisatorin und hat viel Erfahrung mit Jazz-verwandten Spielweisen. Beim Gravenhorst-Projekt war es eine größere Besetzung, aber sie hatte die Idee, im Duo was auszuchecken. Es war gleich sehr harmonisch und hat sofort zwischen uns gut funktioniert.
Zahlreiche Sängerinnen begleitet
Ist die Herangehensweise an die Musik eine andere, wenn man auch die Worte und ihre Inhalte berücksichtigen muss?
Christoph Haberer: Es war ziemlich genau andersherum: Sarah´s Reaktion auf meine Stücke war öfters so: „Cooler Song, da hab’ ich gleich eine Idee mit Lyrics – und hier vielleicht noch eine weitere Melodielinie und vielleicht da noch eine kleine Formänderung...was meinst Du?“ Meinerseits war ich meistens einverstanden mit ihren Vorschlägen, und durch Hin- und Herschicken von Audiofiles, durch Korrekturen und Ergänzungen haben wir die Stücke weiterentwickelt, bis sie ihre endlgültige Gestalt erhalten haben... als Songs.
Hast Du früher schon einmal mit Vokalisten zusammengearbeitet?
Christoph Haberer: Klar, in jungen Jahren habe ich als Jazzschlagzeuger öfters Sängerinnen begleitet. Mit Drümmele Maa hatten wir in den 90ern eine Tour mit Greetje Bijma. Das war wieder eine ganz andere Aufgabe, ihr und ihrer Free-Stimme Platz im Percussion-Trio zu geben. In meinem voice/percussion-Projekt „An den Rändern Europas“ hatte ich neben fünf Trommlern aus verschiedenen Ecken Europas auch die bulgarische Sängerin Yildiz Ibrahimova eingeladen. Stimme und Trommeln als die vielleicht ursprünglichsten „Instrumente“? Das Duo Animata ist für mich was ganz Neues: Percussion und Stimme auf Augenhöhe, also beiden Pole absolut gleichwertig.
Werdet ihr demnächst auch zusammen Konzerte in Deutschland geben?
Christoph Haberer: Ich hoffe sehr! Und denke auch, dass wir das hinbekommen.
Animata ist ja aus einem Auftragswerk entstanden. Jetzt machst Du ja keine kommerzielle Musik und bist sicherlich auch auf solche Aufträge angewiesen?
Christoph Haberer: Nein, eher nicht. Meine wirtschaftliche Basis war ja über viele Jahre das Unterrichten, und wenn dann mal ein größerer Batzen Geld reinkam, dann habe ich das meistens re-investiert in neues Equipment oder in die nächste CD.
Das Geld ist knapper geworden
In wie weit hat sich diese Art von Kulturförderung in den letzten Jahren geändert?
Christoph Haberer: Wie in den meisten Kulturbereichen. Es ist schwieriger geworden, das Geld knapper.
Du bist ja schon im Auftrag des Goethe Instututs fast durch die ganze Welt gereist. Was waren die nachhaltigsten Reisen?
Christoph Haberer: Alle Reisen habe ich als Geschenke gesehen. Die eigene Musik in anderen Kulturkreisen begegnen zu können, die Begegnungen mit anderen Musikern und andern Musizierweisen ist ein Geschenk. Man kommt zurück nach Europa und hat einem anderen Blick. Meine erste Tour war mit Drümmele Maa. Die sechs Wochen durch zehn afrikanische Länder waren einfach der Hammer an Eindrücken und vielfältigen Begegnungen.
Wie ist da eigentlich der Ablauf? Wendet sich das Institut an den Künstler, oder schlägt der Künstler ein Projekt vor und das Goethe-Institut segnet die Förderung dann ab?
Christoph Haberer: Meine Erfahrungen sind da anders. Ich habe mich nie beworben, aber offensichtlich wurde meine künstlerische Arbeit wahrgenommen. Mein Label Jazzhausmusik, auf dem alle meine eigenen Produktionen seit 1983 erschienen sind, hat natürlich auch immer die Goethe-Zentrale mit meinen LP´s und CD´s bestückt.
Ist schon die nächste Reise in Planung?
Christoph Haberer: Nein.
Am 21.11. spielt das Karnataka College of Percussion im domicil, in Dortmund. Ist da eine Zusammenarbeit geplant?
Christoph Haberer: Kleine Korrektur. Am 22.11. spielt die Band von Ramesh Shotham Madras Special mit den Special Guests T.A.S. Mani und der Sängerin R.A. Ramamani im domicil. Das Projekt hatte ich gerade in Bangalore gesehen und gehört. Sowohl Ramesh´s Band als auch Animata waren ja eingeladen, zum 50-jährigen Jubiläum der Schule Karnataka College of Percussion im Rahmen ihres World-Music Festivals aufzutreten.
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