Stefanie Heinzmann

Stefanie Heinzmann: „2015 ist ein Highlight-Jahr für mich“

Seit ihrem 2008er Durchbruchsalbum „Masterplan“ zählt Stefanie Heinzmann zu den erfolgreichsten, außergewöhnlichsten und mitreißendsten Sängerinnen innerhalb der europäischen Poplandschaft. In den nächsten Wochen ist sie auch in unseren breiten live zu erleben. TONGEBIET sprach mit der Sängerinnen über Castingshows, ihr aktuelles Album „Chance of Rain“ und ihren Ruhepol, die Familie.

Deine Karriere startete ja mit dem Gewinn der Casting-Show bei Stefan Raab. Hat das Dein Leben komplett auf den Kopf gestellt?

Stefanie Heinzmann: Kompletter kann man ein Leben gar nicht umkrempeln. Ich habe vorher in der Schweiz das Fachabi gemacht. Und plötzlich war ich, sagen wir es mal ganz plakativ, Popstar. Damit konnte ich ehrlich gesagt auch nicht so wahnsinnig gut umgehen. Ich war am Anfang ein bisschen überfordert (lacht).

Muss man dann auch schnell lernen, zwischen wirklichen Freunden und denen zu unterscheiden, die nur mit auf den Erfolgszug aufspringen wollen?

Stefanie Heinzmann: Das muss man tatsächlich. Ich hatte wirklich Glück. Und deswegen darf ich das auch seit acht Jahren machen. Denn ich hatte von Anfang an Leute an meiner Seite, die Bock hatten auf das Projekt. Und die auch Bock hatten das auf eine gute Art und Weise voran zu bringen. Auf der einen Seite mein Bruder, der mein Management übernommen hat. Auf der anderen Seite habe ich seit vielen Jahren dieselbe Booking-Crew in Deutschland und auch der Schweiz. Vor allem aber auch meine Band, mit der ich mehr als sieben Jahren zusammenspiele. Das ist für einen Casting-Gewinner sicher nicht selbstverständlich. Dass das alles so funktioniert hat mit der ersten Konstellation, die ich ja damals noch aufgesetzt bekomme habe, das ist sicher nicht die Regel. Und ich hatte da auch, das muss ich sagen, viel Glück.

Bist Du dann irgendwann in ruhigeres Fahrwasser gekommen? Oder steckst Du ruhelos so in der Maschinerie Musikbusiness?

Stefanie Heinzmann: Ruhephasen müssen sein, sonst hälst Du das nicht durch. Es gibt da bei mir immer sehr unterschiedliche Phasen. Da gibt es Zeiten, in denen ich schreibe und von Studio zu Studio tingele. Das sind dann eher die entspannteren Phasen für mich. Und es gibt immer mal wieder Monate, in denen gar nicht so viel läuft. Aber: Wenn dieses Jahr 2015 vorbei ist, dann mache ich echt drei Kreuze. Wir haben so viele Festivals gespielt, so viele Fernsehshows gemacht. Das ist schon Wahnsinn, dass es derzeit überhaupt noch geht. Das macht mich aber andererseits auch sehr glücklich. Und als Abschluss von diesem Jahr bin ich noch in der Schweiz auf Tour. Anfang nächsten Jahres dann wieder in Deutschland.

Das war mein Schutz vor dem großen Fall

Stefanie Heinzmann beim Gig im FZW am 16. November 2012. Foto: AWi

Stefanie Heinzmann beim Gig im FZW am 16. November 2012. Foto: AWi

Viele Sieger von Castingshows sind schon längst wieder in der Versenkung verschwunden. Warum ist das bei Dir anders?

Stefanie Heinzmann: Ehrlich gesagt war ich immer diejenige, die versucht hat, den Ball flach zu halten. Freunde und auch die Familie tendieren dann schon eher dazu, zu sagen: Du wirst jetzt ganz groß rauskommen, das ist jetzt der absolute Durchbruch. Ich glaube, dass ich da aus Selbstschutz immer wieder die Handbremse gezogen habe, und warnend gesagt habe: Ihr wisst doch, wie das mit diesen Castingshows funktioniert. Ich wolle mir da keine falschen Hoffnungen machen. Das war mein Schutz vor dem großen Fall. Dass das aber dennoch alles acht Jahre gehalten hat, das kann ich mir selbst kaum erklären. Das ist eine Verstrickung aus vielen tollen Zufällen, aus Glück. Und ich war sicher zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie in der Castingshow bei Stefan Raab.

Hat man bei all dem Trubel überhaupt Zeit, wie bei Dir in 2015, mal inne zu halten und zurück zu blicken?

Stefanie Heinzmann: Zwischendurch habe ich immer mal wieder die Vergangenheit Revue passieren lassen. Das war auch dringend nötig, um zu sehen, wo stehe ich überhaupt, wo will ich hin. Aber 2015 ist bei mir überhaupt noch nicht angekommen. Das muss ich noch mal für mich runterschreiben. Da waren so viele tolle Konzerte, so viele Begegnungen. Das war ein Highlight-Jahr für mich. Da kann ich mich auch gar nicht entscheiden, was das Tollste war, was mir am meisten Spaß gemacht hat.

Was treibt Dich an? Woher nimmst Du die Energie?

Stefanie Heinzmann: Ehrlich gesagt frage ich mich das manchmal auch. Gerade wenn so viel los ist und ich teilweise nicht mehr hinter komme. Dann frage ich mich immer: Wie soll das alles weitergehen? Das Schöne an meienm Beruf ist in solchen Situationen: Ich stelle mich dann auf die Bühne und dann sind direkt alle Fragen beantwortet. Der Job ist soooooo schön. Mein Job ist es, mich auf die Bühne zu stellen, zu singen, das mit einer fantastischen Band. Und vor der Bühne stehen Menschen, die mich anlächeln. Ich glaube, einen cooleren Job gibt es gar nicht. Das wird mir vor allem bewusst, wenn ich dann auf der Bühne stehe und das alles so erleben darf.

Dein Ruhepol und Dein Rückzugsort ist Deine Familie?

Stefanie Heinzmann: Absolut. Ich bin auch gerade zu Hause im Wallis. Draußen ist es eisig kalt, es hat geschneit. Und gleich darf ich bei Mama unten Mittag essen. Das ist für mich Gold wert.

Da steckt ein großes Stück von mir in diesem Album

Stefanie Heinzmann beim Gig im FZW am 16. November 2011. Foto: AWi

Stefanie Heinzmann Foto: AWi

Erfüllt das aktuelle Album „Chance of Rain“ Deine Erwartungen?

Stefanie Heinzmann: Absolut. Obwohl das immer schwer zu sagen ist bei einem solchen Album. Denn es gibt tausend Punkte, die man hätte besser machen können und die man doch ändern wollte. Grundsätzlich habe ich losgelassen und bin super happy mit dem Album. Ich mag die Songs wahnsinnig gerne und es macht unheimlich Spaß, die Songs dann auch live zu spielen. Da steckt ein großes Stück von mir in diesem Album. Das ist dann besonders cool für mich.

Als Du angefangen hast mit der Arbeit an diesem Album, hast Du da bewusst Dinge anders gemacht als bei den Vorgänger-Alben?

Stefanie Heinzmann: Auf jeden Fall. Auf den ersten Alben waren sehr viele fremd geschriebene Songs. Das war für mich gerade in der ersten Zeit auch gut. Denn mich hat das ja alles überfordert. Damals war ich glücklich, tolle Songs singen zu dürfen. Trotzdem kam in den letzten Jahren der Drang in mir auf, die Geschichten, die mir auf dem Herzen liegen, und die Erfahrungen, die ich gemacht habe, in meinen Songs zu verarbeiten. Dass ich mich so auch mitteilen wollte. Das ist, so glaube ich, der größte Unterscheid zu Alben wie Masterplan oder Stefanie Heinzmann. Denn jetzt habe ich das alles komplett selber geschrieben, immer mit anderen Songwritern. Aber so ist sehr viel mehr von mir auf dem Album als zuvor.

Wenn Du die vier Alben vergleichst, wie hast Du Dich musikalisch weiter verändert?

Stefanie Heinzmann: Tatsächlich lasse ich mich sehr spontan von vielen Dingen inspirieren. Jeder, mit dem ich zusammen gearbeitet habe, hat neuen Input reingebracht und auch reinbringen dürfen. Wir sind schon ein wenig weg von dem Motown-Sound. Es geht ein bisschen mehr ins Elektronische. Das Album ist facettenreicher als die bisherigen. Es hat trotz der Veränderungen aber noch die funkigen Nummern, auch die souligen und rockigeren. Ich mag es halt, wenn da die Abwechslung dabei ist, wenn ich alles einmal ausprobieren darf.

Ich brauche Zeit, um dieses Jahr in meinem Kopf einzusortieren

Stefanie Heinzmann beim Gig im FZW am 16. November 2011. Foto: AWi

Stefanie Heinzmann kommt am 30. Januar wieder ins FZW. Foto: AWi

Du sagtest, dass Du sehr viel selbst geschrieben hast. Wo und wie passiert das?

Stefanie Heinzmann: Vor den Sessions nehme ich mir Zeit. Und das kann dann überall sein. Im Hotelzimmer oder in der Schweiz auf der Almhütte. Inspirationen kommen von überall her und wenn es so ist, dann schreibe ich mir die Ideen gleich auf von Dingen, die ich erlebt habe, die mich beschäftigen. Manchmal sind das einfach nur Wortfetzen, einfache Satzstrukturen, irgendwas. Mir diesen Dingen gehe ich dann zu den Songwritern. So entstehen bei mir immer die Songs.

Was steht denn nach der Tour in der Schweiz und in Deutschland an?

Stefanie Heinzmann: Dann brauche ich erst einmal eine Pause, um überhaupt wieder klar zu kommen. Ich brauche Zeit, um dieses Jahr zu reflektieren und in meinem Kopf einzusortieren. Danach wollen wir direkt wieder weiter schreiben.

Ein Thema ist derzeit in Deutschland der Grand Prix, Xavier Naidoo. Würdest Du beim Grand Prix starten, wenn man Dir das anbieten würde?

Stefanie Heinzmann: Jetzt würde ich Nein sagen. Aber wie heißt es so schön: Sag’ niemals nie. Denn ich weiß nicht, unter welchen Bedingungen ich meine Meinung ändern würde. Bisher hat mich das nie gereizt, vor allen Dingen das Konzept nicht. Ich weiß es nicht. Gerade nicht. Und dann müsste ich mich ja auch entscheiden. Schweiz, oder Deutschland?

    

  Termin(e) im TONGEBIET:

DatumBeginnOrtInformationen
30.01.201620:00FZW
Ritterstr. 20, Dortmund
Tickets: VVK ab 33,10 Euro zzgl. Gebühren
02.02.201620:00Ringlokschuppen
Stadtheider Straße 11, Bielefeld
Tickets: VVK ab 33,15 Euro zzgl. Gebühren
03.02.201620:00Rosenhof Osnabrück
Rosenplatz 23, Osnabrück
Tickets: VVK ab 33,15 Euro zzgl. Gebühren

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