TONGEBIET

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Cold & Bitter Tears - The Songs Of Ted Hawkins

von

Various Artists


Der afro-amerikanische Singer-Songwriter ist eine der tragischen Personen des Musikgeschichte. Nur wenige sangen so geschmeidig und beseelt, wie der in Mississippi geborene Riese Ted Hawkins. Eine Stimme mit dem gewissen Etwas, vergleichbar nur mit seinem großen Vorbild Sam Cooke, hatte der Mann den Körper eines Bodyguards. Den hatte er sich bei diversen Gefängisaufenthalten und später am Strand von Venice Beach antrainiert, während er sich dort mit seinen Songs ein Paar Kröten als Straßenmusiker verdient hatte.

Das Leben hat es nie gut mit ihm gemeint, denn immer wenn seine außerordentliche Begabung als Sänger und und vor allem als exzellenter Songwriter sein Leben aufs richtige Gleis lenken sollte, wurden die Weichen wieder umgestellt. Vater abgehauen, Mutter geht auf den Strich, Besserungsanstalt, Jugendknast und das alles in den 40ern im tiefen Süden. Rassentrennung. Mit 15 klaut er eine Lederjacke und wird in die berüchtigte Parchman Farm State-Strafanstalt geschickt. Drei Jahre! Mit 15! „Ich ging direkt in die Hölle“, sagte Hawkins später. Dannach trampte Hawkins auf Güterzügen durch die USA, verdiente sich als Tagelöhner bis er anfing, seine Songs am Venice Beach zu singen und von Produzent Bruce Bromberg (Robert Cray, Joe Louis Walker u.a.) entdeckt wurde. Das war 1971.

Doch vor Beendigung der Aufnahmen machte ihm seine Heroinsucht und ein erneuter Knastaufenthalt wieder einen Strich durch die Rechnung. Erst elf Jahre später wurde das Album vollendet. Kritiker und Musikerkollegen. Von 1982 bis 1994 sollten fünf grandiose Alben entstehen, In den USA weiter nur ein Insidertipp, spielte der durchtrainierte Hawkins auf allen großen Festivals in Europa. Ich hatte glücklicherweise zwei Mal die Gelegenheit, den charistmatischen Sänger live zu erleben, wie er mit seinen intimen ruhigen Songs und ganz alleine auf der Bühne selbst ein großes Publikum in seinen Band zog. Der Mann sorgte mit seinen Songs und dieser unglaublich ausdrucksstarken Stimme einfach für eine Dauergänsehaut. Vier der fünf Alben erschienen auf kleinen Indie-Label, bis er 1994 beim Major Geffen unterschrieb.

Doch den Erfolg von „The Next Hundred Years“ sollte Hawkins nicht erleben. Am 29.12.1994 erlitt Hawkins einen Schlaganfall und starb zwei Tage später. „Ich war schon viele Male tot, aber ich war einfach zu stur, um liegen zu bleiben“, hat er einmal gesagt. Diesmal jedoch blieb Hawkins liegen. Inzwischen ist Hawkins wieder fast vergessen. Damit seine Songs weiterleben haben sich jetzt viele Singer-Songwriter zusammengetan, um mit einem Album an die tragische Figur zu erinnern. Bekannte Americana-Musiker wie Jon dee Graham oder Tim Easton sind dabei. Die wunderbare Country-Sängerin Mary Gauthier singt mit ihrer brüchigen, ausdrucksstarken Stimme „Sorry, You‘re Sick“ und Texas-Legende James McMurtry nimmt sich „Big Things“ an. Es sind allesamt wunderbare Interpretationen, hörenswert allemal, auch wenn die sparsam instrumentierten Originale noch bewegender sind.

Schön wäre es, wenn mal die Kollegen der allerersten Liga sich der Songs von Hawkins annehmen würde, Lucinda Williams, John Hiatt, Willie Nelson, Steve Earle, Keith Richards, Ryan Adams, Taj Mahal, Robert Cray, Bob Dylan, Emmylou Harris - wie wär’s mal mit einem Hawkins-Song!

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Titel: Cold & Bitter Tears - The Songs Of Ted Hawkins
Künstler: Various Artists
Veröffentlichung: 23.10.2015
Verlag: Continental/in-akustik

 

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